Februar 2002 / Lilkas Tod

 
 

Hamburg, im Februar 2002

Liebe Freunde,
einen knappen Monat nach ihrem Geburtstag ist Lilka gestorben. Mischa und Olga Starostin, die Lilka in ihren letzten Stunden begleiteten, haben uns die Nachricht geschickt:


„Am 2 Januar ist Lilka gestorben. Letzte 5 tage war sie im Krankenhaus in Andreapol. Wlad, Mascha, Igor, Alona, Assya, Olga und ich wechselten sich immer bei ihr. Am vorletzten Tag konnte sie schon kaum sprechen umarmte Igor und Mascha, die bei ihr waren (von anderen hat sie schon vorher Abschied genommen) und versuchte mehrmals mit dem Finger etwas oben zu zeigen, das was Mascha und Igor nicht sahen. Erste drei Tage leidete sie von schrecklichen Schmerzen und Angst, rufte immer Wlad und bittete etwas zu machen. Am vierten Tag wurde ihr Blick ganz klar und sie hatte schon keine Angst mehr. Am fuenften Tag wenn Olga und ich bei ihr waren lebte es noch nur ihre Koerper sie selbst war nicht mehr da. Um halb sechs abends hat sie einfach aufgehört zu atmen.

In letzten vier Tagen ihres Lebens wurde es ihr viel offenbart und durch sie uns auch.

Es kam alles unerwartet. Am 28 brachte Wlad Lilka nach Andreapol fuer übliche Untersuchung. Aber es wurde ihr plötzlich schlecht und sie musste im Krankenhaus bleiben. Am naechsten Tag wollte Wlad sie nach Moskau fahren, aber sie zuckte so stark dass er nicht aleine fahren konnte. Am 30 kamen Igor, Olga und ich. Wir hatten nicht genug Mut um sie nach Moskau zu fahren, es war klar sie wird wahrscheinlich im Auto sterben.“

Lilka wurde am nächsten Tag in Monino aufgebahrt. Die Totenfeier fand in einer kleinen orthodoxen Kirche in der Kreisstadt Toropez statt. Viele Freunde aus Moskau waren angereist, aber es nahmen auch viele Menschen aus Toropez Anteil, die Lilka gar nicht gekannt hatten. Der stille Landfriedhof, auf dem Lilka nun begraben liegt, ist nur wenige Kilometer von Monino entfernt.

Bei einem Telefongespräch sagte Mascha rückblickend, dass Lilka es sich selbst so eingerichtet habe, wie sie es zum Sterben brauchte: In Moskau klagte Lilka zunehmend über Heimweh nach Mascha und Monino. Sie wollte ihren Geburtstag unbedingt dort feiern. Um ihr wenigstens seelisches Wohlbefinden zu gewähren, beschlossen Mascha und der Freundeskreis, dass Lilka eine Zeit in Monino verbringen solle.

Lilkas Verhalten hatte sich stark verändert, sie war sehr ausgeglichen. Sie und ihre Freundin Marina (mit der sie zusammen im Heim aufgewachsen war) kümmerten sich den ganzen Monat über rührend liebevoll umeinander. So konnte Lilka in ihrer geliebten Heimat und umgeben von ihren engsten Freunden und „Wahlverwandten“ einen würdigen Tod finden.

In Russland ist das Totengedenken in den ersten 40 Tagen besonders intensiv. Es ist Brauch, dass man sich am 40. Tag noch einmal im Gedenken an den Toten versammelt.

Durch den letzten Brief haben wir in Lilkas letztem Lebensmonat alle besonders an sie gedacht. Vielleicht können wir auch am 10. Februar in Gedanken bei ihr sein.


Wir bedanken uns besonders für die bereits eingegangenen Antworten und Spenden. Da letztere nun nicht mehr für Lilka verwendet werden können, würden wir sie allgemein für Lubutka verwenden.

Wenn Sie selbst anderweitig über Ihre bereits getätigte Spende verfügen möchten, geben sie uns bitte Bescheid.

Sternia Böttcher


Update: aus dem Dinkas Post in LJ von 8.12.2004 (im Russischen)

 
 
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