Монинский отчет: февраль 2005

Winter 2004/2005

Monino, 25 Feb. 2005

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Im Herbst vergangenen Jahres hat sich der Zustand unseres Materiallagers als katatstrophal erwiesen. Einige unumgängliche Arbeiten mußten erledigt werden: Reparaturen an Häusern und im Maschinenpark, Vorbereitungen für den Winter und die Ankunft Zeitbetreuter im kommenden Jahr, sowie die elementaren Lebensbedingungen in Monino mußten in Ordnung gebracht werden. Und das alles für annähernd euro im Monat. In einigen Briefen haben wir über unsere Notlage berichtet und Viele haben auf unseren Hilferuf geantwortet; wir danken ihnen sehr für ihre Anteilnahme und Unterstützung!

Zur gleichen Zeit haben wir mit der Sanierung des Makarowskij-Hauses begonnen, so daß der Winter im Dorf unter Renovierungsarbeiten und Neuordung der Lebensbedingungen vergangen ist. Derweil haben wir viele wichtige Probleme lösen können. Als neues Mitglied in der Dorfgemeinschaft können wir einen Traktor mit einem Schneepflug begrüßen. Verstärkung und Umbau des letzteren kosteten uns zwei Wochen. Dafür haben wir jetzt im Winter eine richtige Landstraße, auf der wir zu beliebeiger Zeit mit dem Auto aus dem Dorf gelangen können (von Januar bis April letzten Jahres konnten wir uns nur zu Fuß aus dem Dorf begeben).Zum ersten Mal drohte uns in diesem Winter kein Holzmangel.

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Armin hat die Kanalisation im Makarowskij-Haus angeschlossen und eine neue Küche gebaut. Wlad hat dortselbst das Erdgeschoß vom ersten Stock getrennt und letzteren - wie bereits erwähnt - völlig neugestaltet. Jetzt gibt es dort nur noch drei Zimmer und der Flur führt nicht mehr auf den Balkon. Die Arbeit wird auch im Frühling noch fortgeführt - Anschluß einer Wasserleitung und Umbau des Erdgeschosses stehen an. Somit wird das Makarowskij-Haus zum ersten Camphill-Haus in Monino: Im ersten Stock wohnen Mascha, Wlad, Natascha, die Kinder und Kirjuscha; Im Erdgeschoß eine Küche und drei Zimmer für Gäste, Freiwillige und Behinderte, die Mascha und Wlad für eine Weile in ihre Familie aufnehmen werden.

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Olga und Mischka haben Stellung in der Schule bezogen, wo sie bis zum Sommer leben werden; wenn Mascha und Wlad umgezogen sind, erfolgt eine Generalrenovierung ihres bisherigen Heimes, wohin dann Olga, Luka und Mischka umziehen werden.

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Ab Anfang November haben Jana und Kostik für zwei Monate in Monino gelebt, deshalb konnten wir Maikl ein paar Mal als Gast begrüßen. Ihre Anwesenheit hat sehr zur Erleichterung und Entspannung des Gemeinschafts- und Haushaltslebens beigetragen. Kostik hat den hiesigen Kindergarten besucht und alle Winterfeste miterlebt, an denen außer den Kindern auch bisweilen Kirjuscha und Nikolaij Diligenskij (s.u.) teilhatten.

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Seit Anfang Januar bereiten sich Mischka und Nikola zweimal wöchentlich wie folgt auf die Schule vor: Rhythmischer Teil, Malen mit Wachsmalkreide, Flötespielen, Singen. Einmal in der Woche werden sie von Matweij im Flötenunterricht unterstützt; sonntags lernen Kirjuscha und die Kinder reiten. Mit Jahresanfang ist der fühlbahr ältergewordene Grischa wieder in Monino; seine Anwesenheit und Teilnahme am Kinderkollektiv stellt die Erwachsenen vor zusätzliche Aufgaben.

Dreimal wöchentlich versammeln sich alle Einwohner und Gäste Moninos: Montags zur Technischen Konferenz (es werden Aufgaben, Arbeiten und Probleme technischer Art besprochen, Wochenrück- und -vorblicke gehalten, sowie Pläne fernerer Zukunft erörtert); donnerstags zur Pädagogischen Konferenz und samstags zur Evangelienlesung.

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DEZEMBER

  • Zweiwöchiger Aufenthalt Nikolaij Diligenskijs
  • Umzug der Starostins (Olga, Luka, Mischka) nach Monino

JANUAR

  • · Viertägiges heilpädagogisches Seminar von und mit Tanja Leonowa
  • Aufführung des neuen Dreikönigsspiels (Autor und Komponist: Boris Starostin) rechtzeitig zum russisch-orthodoxen Weihnachten
  • Beginn der Vorbereitung Nikolas auf die Schule
  • Der neue Traktor hat seine Arbeit aufgenommen, räumt den Weg nach Spiridowo und befreit das Dorf von Schnee

FEBRUAR

  • In diesem Jahr sind die Semesterferien als eines der freudigeren Ereignisse des Jahres in Vergessenheit geraten. Als gewissermaßen Letzte Mohikaner waren Olguschka und Egor zu Besuch. Bereits nicht mehr zur Ferienzeit kamen Wera und Mitja angereist
  • Warja und Igor, die schon Ende Dezember nach Moskau zurückgekehrt sind, haben am 12. Hochzeit gehalten
  • Die nichtkommerzielle "Experimentelle Heilpädagogische Einrichtung Derewnja Monino" ist jetzt offiziell registriert
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Nikolaij ("Nikola") Diligenskij

Anfang Dezember kam der 35-jährige nichtsprechende Autist Nikolaij Diligenskij (Groß-Nikola) mit seiner Betreuerin auf zwei Wochen zu uns. Da vor drei Jahren beide Eltern starben, lebt er jetzt mit seinen Vormunden. Mit engen Bekannten unterhält sich Nikola per Computer indem er den zu schreibenden Text mit einem Finger über eine spezielle Tastatur eingibt; dabei stützt er sich auf den Arm eines Menschen, der ihm unbedingt vertraut und sympathisch sein muß. So gibt er manchmal tiefsinnige, mit seiner Unterschiedlichkeit gegenüber anderen Menschen und den Besonderheiten seiner Weltanschauung verbundene Erlebnisse und überlegungen preis. Aus Gesprächen zu derlei Gedanken wurde noch zu Lebzeiten seines Vaters ein Buch zusammengestellt: Nikolai Diligenski: "Worte durchbrechen das Schweigen" (erschienen im Weidler Buchverlag Berlin). Er versteht und liest ausgezeichnet Englisch und Französisch, kennt sich in Geschichte und Literatur aus und hört gerne Gesprächen über philosophische und politische Themen zu. Derweil sind seine Fertigkeiten zur Selstbedienung und Eigenhygiene sowie seine Bereitschaft zu Lebensfreude und -aktivität um Wesentliches geringer ausgeprägt als zum Beispiel bei Kirjuscha. Während Kirjuscha in den letzten Jahren, verbunden mit seinen Aufgaben, Eigeninitiative zu entwickeln begonnen hat und seine Arbeiten (Quell- und technisches Wasser, Brennholz, Hilfe im Haushalt u.s.w.) selbstständig von Anfang bis Ende ausführt, so liegt diese Perspektive für Nikola in unsicherer, ferner Zukunft. Sogar mit Essen, WC und Kleidung kommt er nicht zurecht.
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In Monino haben Wlad und Igor sich mit Nikola beschäftigt, ebenso Armin für eine Stunde täglich. Während am zweiten Tag nach der Anreise Armin und Nikola zur Quelle gingen, lief Nikola davon. Zehn Minuten später kam der aufgelöste Tjoma (Nelkas Sohn) zu Mascha gerannt und rief: "Helft uns! Bei uns ist ein Mann eingedrungen, hat sich an den Tisch gesetzt und mir mein Butterbrot entwendet! Er sagt überhaupt nichts und brummt nur!"

Der nächste Aufenthalt Nikolas ist für April geplant; Mitja wird ihn betreuen. Wie auch wir, so sehen Nikolas Vormunde für ihn in Monino die Möglichkeit zur Arbeit an der überwindung seiner intelektuellen Einseitigkeit. Mit anderen Worten: Wir sehen unsere Aufgabe darin, dass wir Nikola helfen, nicht nur in seinem Kopf zu leben, sondern in seinem ganzen Körper, insoweit das für einen ausgewachsenen Menschen noch möglich ist.

Mischka

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Natascha

Natascha geht in die zweite Klasse der Schule "Putj Serna" in Moskau; sie lebt bei Maschas Eltern und besucht uns in den Ferien. Zur Zeit zählt "Putj Serna" zu den besseren Waldorfschulen in Moskau; in Nataschas Klasse lernen und lehren 15 Kinder und eine erfahrene Lehrerin.

Eigentlich sollte Natascha, wie im Sommer entschieden, mit Olga, Luka und Mischa nach Monino zurückkehren und den Unterricht hier fortsetzen. Allerdings ist die Schule in Moskau für sie zum Hauptbestandteil ihres Lebens geworden, was uns in eine schwierige Lage versetzt. Einerseits befinden sich Familie und Heim in Monino, weshalb sie hier leben und lernen sollte, zumal jetzt auch ein Lehrer vorhanden ist - Mischa. Andererseits haben sich in der Schule feste Bezihungen zu den Mitschülern und, insbesondere, zur Lehrerin entwickelt, weshalb Letztere uns nahegelegt hat, Natascha die Möglichkeit zu geben, die Schule weiterhin zu besuchen - und sei es nur bis zum Ende des Schuljahres.

Aufgrund der Tatsache daß Natascha - zumal sich mit dem endgültigen Abschied von ihrer Mutter im vergangenen Jahr in ihrem Leben viel geändert hat - unserer Meinung nach vor allem der Stabilität bedarf, haben wir beschlossen, ihr tatsächlich den Abschluß des Schuljahres an der Schule "Putj Serna" zu gestatten; der Kontakt mit Klasse und Schule soll auch in Zukunft aufrechterhalten werden.

Wlad

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Kurzbericht

Als ich in Frankfurt ins Flugzeug gestiegen bin, wußte ich wenig über das, was mich in Russland erwartet, obwohl mir natürlich Sternia Böttcher und Dieter Hornemann einiges über Monino erzählt hatten. Das Leben in der Großstadt war mir schon ein wenig vertraut, wie man jedoch auf dem Dorf lebt hat sich als völlig anders und dabei wesentlich wirklicher erwiesen. Zu verstehen, aus welchen Quellen Monino schöpft, ist mir bis jetzt nicht sonderlich gelungen, ja, ich glaube, das ist eine Lebensaufgabe.

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Das, was ich bisher verstanden habe, zeigt mir das Bild eines äußerst ungewöhnlichen, lebendigen Dorfes, mit all seinen Freuden und Leiden. Die Besonderheit Moninos ist meiner Meinung nach der große Freundeskreis, sowohl im In- als auch im Ausland, der immer bereit ist die, die hier leben und arbeiten zu unterstützen und zu tragen, auf daß sie ihrerseits Behinderten helfen können. Diese Tatsache gibt mir Freude und Kraft, ich weiß, wofür es sich zu arbeiten lohnt. Ich bin froh, das hier gelandet bin.

Armin

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Herzliche Grüße aus Monino,

Mascha, Wlad, Olga, Mischa und Armin

 
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