Lubutka Rundbriefe

Rundbrief von Arseni, 2000

Lubutka ist ein von zwei russischen Antroposophienen 1989 gegründete Projekt.

Die Idee des Projekts entstand in Zusammenhang mit einer schweren Lage in den staatlichen Internaten für Weisen und Behinderten (von denen in Russland die Meiste - Sozialweisen sind). Aufwachsen in so einem Internat bedeutet meistens weitere starke Milieuschädigungen, Behinderungen, deutliche Unterentwicklung, gewisse Lebensbefremdung und ziemlich geringe Integrationchance. Zum Beispiel es gibt ausgeweitete Praxis die Kinder für schlechtes Benehmen zu einem Psychopharmacakuhr in die Psycheatrie-kliniken zu schicken.

Die Idee:

Das Projekt wurde maßstabvoll gedacht: es sollte eine große Dorfgemeinschaft (oder gar mehrere) werden, wo eine lebendige Vielfalt an Betreuungs- und Zusammenlebensformen für alle Alters- und Behinderungs-stuffen entstehen. Dabei sollte verschiedene Handwerke, biologisch-dynamische Landwirtschaft und ökologische Landschaftpflege betrieben werden. Eine integrierte waldorforientierte und heilpädagogische Schule wurde auch miteingedacht. Man kannte einen schönen Platz 400 km von Moskau entfernt in den Waldaihohen, ein hügeliges waldreiches Flußquelgebiet, ziemlich verlassen und vernachlässigt. Und man hatte in einem fast ausgestorbenem Dorf ein kleines Haus 4,5x7 m, damit haben die zwei Frauen angefahngen.

Die Mitgründer:

Daß die Idee sich verwirklichen ließ, dankt sie nur der Hilfe eines großen Freundenkreises aus Moskau. Das waren vor allem Studente und Schüler, die sich mit der Idee begeistern ließen und dann in allen Ferien (die Sommerschulferien in Russland dauern drei Monate) kamen und intensiv an allen Aufbauarbeiten teilgenohmen haben oder die Arbeiten selbst angeleitet haben.

Langsam entstand durch Kontakte im Deutschland ein Kreis von deutschen Freunden, auch vor allem ziemlich jungen Leuten, die dann auch öfters gekommen sind und mitgearbeitet haben. Sie haben irgendwann angefangen, einbischen Geld für Lubutka zu sammeln, kleine Projekte zu unterstützen und noch einbischen später nach Russland regelmäßig kleine Summen zu schicken. So hat die Gemeinschaft zum ersten mal nach fünf Jahren Existenz eine kleine aber stabile finanzielle Grundlage bekommen. Davor hat man von heute auf morgen gelebt und wusste öfters nicht woher kleine Spende kommt, mit der man nächste Woche Brot kaufen kann, die kam dann aber meistens.

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DIE STATTGEFUNDENE ENTWICKLUNG

In die vergahngenen 10 Jahre hat man viel und weniger als man wollte geschafft:

Die Gemeinschaft:

Die Gemeinschaft ist gewachsen. Sie besteht zur Zeit aus 20 Menschen, von denen nur 6 vollverantwortliche Erwachsene sind. Man ist viele Tiefen und Höhen durchgewandert. Viele Menschen sind gekommen und gegangen, da es für sie zu anstrengend war oder weil sie für so eins Leben auf allzuviele Sachen verzichten sollten, viele haben nur bloß ein nettes Zuhause gesucht - es ist sehr nett in Lubutka, aber auch wahnsinnig anstrengend, sie haben sich enttäuscht. Und manche mußten gehen, weil sie für die Gemeinschaft untragbar waren. Sehr wichtig für die Gemeinschaft ist auch der Verzicht auf die Trennung von der Betreuern und Betreuten, was eine feine Abstufung der Verantwortungsübernahme ermöglicht.

Das Soziale:

Man hat eine Häftige soziale Entwicklung durchgemacht, gelernt kollegial die Sachen zu führen oder darauf zu verzichten und Bereiche einzelenen Personen anzuvertrauen, Gemeinsames zu suchen und Anderssein zu tolerieren. Dies alles hat auch eine andere Seite: man hat eine unglaublich lange und schmrezhafte Umstrukturirung durchgezogen von einem autoritär geleiteten Projekt zu einer kollegialgeleiteten Gemeinschaft, die aber auch den einzelnen Familien eine große Privatsphäre einräumt.

Die Aufgenommene Und Geborene:

Man hat insgesamt 9 Kinder, Behinderte und integrationunfähige milieogeschädigte Jugentliche (alles soziale Weisen) übernohmen. Von denen schon ein Mädchen und ein Paar, die geheiratet hat, selbst zwei Kinder habe, wobei sie auserhalb der Gemeinschaft nicht existieren könnten. In die 10 vergahngene Jahre hat man aber auch häufig Kinder und Jugentliche zur Zeitbetreung aufgenohmenm, ob es ein Monat, mehrere oder gar Jahre waren. Zwei Jahre Leben in der Gemeinschaft hat zum Beispiel ein obdachlosgewordener Jugentlicher gebraucht um auf eigene Faust sich zu integrieren zu versuchen.

Auch die vollverantwortlichen Gemeinschaftsmitglieder haben eigene Kinder bekommen, von denen drei immer noch da sind.

Die Pädagogik:

Die meisten verantwortlichen Gemeinschaftsmitglider haben oder machen entweder eine pädagogische bzw. eine Waldorfer- oder heilpädagogische Ausbildung. Diese pädagogische Richtung wird in Monino angestrebt. Der Schwerpunkt der pädagogischer Arbeit und Reabilitation-Maßnahmen liegt jedoch in einem geordneten Zusammenleben und einer gemeinsamen Bewältigung vom schwerem russischen ländlichen Alltag und Aufbauarbeit, die auf dieser Entwicklungsstufe noch die meiste Zeit in Anspruch nehmen. Was manchmal wunderbar ist, wobei aber manchmal leider das Pädagogische von elementarem Not überfahren wird. Zum Beispiel, einfach wegen schweren dringenden Arbeiten, gibt es manchmal keine Zeit für primitive Arbeiten mit schwerbehindertem Autist Kirüscha und der Arme ist den ganzen Tag nur ab und zu mit dem Wasserschleppen beschäftigt.

Unterricht:

Es gibt noch keine Schule in Lubutka, aber es gibt ein mehr oder weniger regelmäßiges Unterricht, wo die Kinder und Jugendlichen in allen Hauptfächer unterrichtet werden. Um Abschlüsse zu bekommen, werden dann in einer Schule im Nachbardorf oder in Moskau Prüfungen abgelegt.

Ausbildung:

Eigenen vollwertigen Ausbildung in irgendeinem Handwerk schafft die Gemeinschaft noch nicht. Jedoch ist der Arbeits- und Haushaltsalltag in Lubutka so vielfältig, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine breite Erfahrungspalette in allen möglichen Handwerken und Lebensbereichen sammeln konnten, ob es Zimmerei, Bau, Tierpflege, oder Essenkochen für 50 Personen (im Sommer, wenn viele Gäste da sind) waren. Außerdem gab`s mehrere dauerhafte Projekte (mehrere Monate) und kürzere Seminare, bei denen weitgehendes Eintauchen in manche spezielle Handwerke und Künste stattfand, zum Beispiel Verarbeitung von Halbedelminerale zu Kunst-gegenständen (1 Jahr) oder tradizionele Bemahlung der Holzpupen und Spielzeuge (Matröschka's).

Dazu kommen natürlich auch die Versuche der heranwachsenden Menschen außerhalb der Gemeinschaft eine Ausbildung zu bekommen, die sich bis jetzt eher schwierig gestählten, wegen Entwicklungslücken, Integrationsschwächen, Geldmangel, aber auch weil heutige russische Wircklichkeit wie keine andere eine Integrationschance so gut bietet.

Kulturleben:

Durch Kontakte im Ausland und durch viele Freunde, die nach wie vor regelmässig kommen, hat Lubutka vor allem im Sommer viel Besuch, der ihre Einsiedelei menschlich und kulturell vervielfältigt und auflockert, was einerseits natürlich auch anstrengend ist, was aber auch ständige Bewohner nach dem einsamen und einbischen zu engem Miteinander im Winter dringend brauchen. Dabei finden öfters künstlerische und anthroposophische Seminare, Workshops, Konzerte oder Volkstänze und Spielabende statt. Auch hat die kleine Lubutka den Platz zwei internationalen Jugendtagungen der Christengemeinschaft, sowie mehreren Ferienzeltlagern der moskauer Waldorferschule und der anderen waldorf-orientierten Iniziativen gegeben. Sie ist zu einer kleinen internationalen Begegnungstätte geworden.

Bau Und Häuser:

Man hat drei für kleine Familiengemeinschaften geignete Blockhäuser (in Bezug auf deutsche Verhältnisse) gebaut (zu 90% mit eigenen Kräften), eine große Stahlbau angefangen, und hat versucht eine halbfertige Schulgebäude in einem 2-km entferntem Nachbardorf zu übernehmen und fertig zu bauen, was leider doch als unmöglich sich erwies, da Kolchosbauer konsiquent von der Baustelle Baustoffe geklaut haben und dafür sogar einiges wieder auseinander genohmen oder gar zerstört haben.

Es ist auch gelungen fast alle verlassene Häuser (alles natürlich traditionelle russische Blockhäuser) in dem Dorf aufzukaufen, so wie in einem nächstliegendem (500 m) und absolut verlassenem Nachbardorf. Das sind insgesamt sechs ziemlich kleine Häuser, meistens nur mit einem Raum, alle sehr alt und renovirungsbedürftig oder nicht mal winterfest. Manche von denen wurden renoviert. Sie können hauptsächlich nur von familienlosen mehr oder weniger selbstständigen Erwachsenen bewohnt werden.

Selbstversorgung, Landwirtschaft Und Tiere:

Es wurde eine Biologisch-dynamisch Anbauweise praktizierende Gärtnerei aufgebaut. Wo eine Vielfalt an Sommergemüse, sowie Lagergemüse angebaut wird.

Man hält paar Milchkühe, Arbeitspferde und Hühner. Die Pferde sind absolut unersätzlich im Altag der Gemeinschaft; ihre Pflege, die Arbeit mit ihnen, sowie der Umgang sind für Kinder und Erwachsene von emenser pädagogischer Bedeutung und hat schon häftige Reabilitation Erfolge erzogen. Die Pferde sind ein wichtiges Transportmittel der Gemeinschaft und es wird mit ihnen auch im Garten und im Wald gearbeitet. Bis zum letzten Jahr hat man Heu für alle Tiere zum größten Teil selbst gemacht. Da die Heuernte zu 70% von Hand gemacht wird, sind das immer große Aktionen, an denen die ganze Gemeinschaft und alle Gäste sich beteiligen.

Man kann aber nur von einem eingesränktem Selbstversorgung sprechen, da die Gemeinschaft immer noch sehr klein ist und ein hohes Anteil an den Betreuten hat und dazu ist auch sonstiger Alltag auf dem Lande sehr aufwendig.

Finanzielles:

Im Laufe der Zeit hat man eigentlich öfters finazielle ünterstützung vorallem für alle mögliche kleine oder größere konkrete Projekte bekommen, ob es Bau war oder ein Traktor gekauft wurde. Hielfe kamm an allen möglichen Umwegen (man hat sich auch sehr angestrengt müssen bei ihrer Suche), aus zahlreichen westlichen Länder, von humaniteren Organisationen und von privaten Personen, aber auch aus Russland zum Teil von ganz armen fremden Leuten, die zum Beispiel ein Medienbericht über die Iniziative mitgekrigt haben. Ohne diese Unterstützung hätte Lubutka nie ihre heutige Deminsionen erreicht.

Lebensgrundlage für stabielen Alltag hat aber, wie es schon erwähnt wurde, ein kleines Verein geschaft, das deutsche Freunde gegrundet haben und wo sie immer noch regelmässig kleine Spändenaktionen starten, damit eine kleine ständige Unterstützung für Lubutka aufrecht erhalten bleibt. Das sind momentan 1500 DM im Monat, was auch in Russland für 20 Menschen recht wenig ist. Noch bekommen einige "Aufgenommene" eine staatliche Rente 200 Rubeln, was zur Zeit nicht mal 14 DM und insgesamt ca. 80 DM ausmacht. Dabei sind die Preise in Russland durchaus mit den deutschen zu vergleichen.

Problem:

Die Gemeinschaft Lubutka hat noch überhaupt nicht eine "gesunde" Größe erreicht. Das heißt: es sind noch viel zu wenige vollverantwortliche Mitarbeiter (dazu haben die meisten Kleinkinder) da, damit ein ganz gesundes soziales Klima geben kann, damit die Menschen auch nicht ständig überfordert von der Fülle der Arbeit, die mit dem aufwändigen Alltag und Aufbau zusammenhängt und von ihren pädagogischen Aufgaben, und damit sie ihre Projekte (Schule, Handwerke, Ausbildung) verwircklichen können.

Die moskauere Freunde, die seit Jahren überlegen ob sie nach Lubutka ziehen, müssten nicht nur auf Kulturleben und Kontakte verzichten, nicht nur sich auf sehr anstrengendes russisches Landleben und auch sonst schwere Lebensaufgabe einlassen, wenn sie nach Lubutka ziehen, sonder auch ihre Familien in richtiges Armut stürzen.

Finanziele Enge lässt die Gemeinschaft nicht wachsen.

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