Lubutka Rundbriefe

Text einer Broschüre über Monino, 1999

Im Dorf Monino im idyllischen Waldaj, nahe der uralten Nord-Süd Handelswege der Varäger, entsteht in unseren Tagen ein Kinderdorf - seit vielen Jahren wächst es, langsam und mühselig, aber stetig.

Eine Gruppe von jungen Russen und einigen Deutschen hat sich, beginnend seit 1987, hier zusammengefunden, um aus dem Nichts ein Dorf aufzubauen, in dem Kinder, die aus der postsowjetischen Gesellschaft ausgestoßen sind, ein einigermaßen geborgenes Leben führen können, eine liebevolle Betreuung und Erziehung, sowie eine ihren Fähigkeiten entsprechende Schul- und Ausbildung bekommen und eine Heimat finden können. Von Anfang an richtete sich dieses Bestreben nicht an eine bestimmte Zielgruppe von Kindern, sondern grundsätzlich an alle bedürftigen Kinder und Jugendlichen, seien es Waisen, Sozialwaisen, behinderte Kinder. Sie alle waren zu sowjetischen Zeiten in elenden Lagen, und sind in der heutigen russischen Gesellschaft noch viel existentieller bedroht.

"Lubutka" (das Projekt hat seinen Namen von einem kleinen Flüßchen, das in unmittelbarer Nähe vorbeifließt) hatte jedoch viele Jahre mühevollster Aufbauarbeit vor sich, ehe hier zunehmend mehr Kindern geholfen werden konnte. Eine erste "Generation" von vier Jugendlichen, die aus staatlichen Waisenhäusern nach Monino kamen, ist hier mittlerweile erwachsen und gerade dabei ins selbständige Leben hinauszugehen. Gleichzeitig mit ihnen wuchs das Dorf, wuchsen die Strukturen:

Häuser wurden gebaut und gekauft, Land erworben, eine biologisch-dynamische Landwirtschaft aufgebaut (einige Hektar Gemüse, drei Milchkühe mit Nachzucht, eine wechselnde Anzahl von Pferden); eine Schule und ein großer Stall sind derzeit noch im Bau. Und jedes Jahr kamen ein oder mehrere Kinder oder Jugendliche hinzu - einige konnten bleiben, andere mußten aus verschiedensten Gründen "Lubutka" wieder verlassen.

Außerdem wuchs der Kreis derer, die "Lubutka" aus Rußland oder aus dem Ausland auf die unterschiedlichste Weise unterstützten. In Deutschland wurde ein Förderverein, die Lubutka-Hilfe, gegründet.

All dies, sowohl der äußere, materielle Aufbau von "Lubutka", als auch der ideelle, pädagogische, soziale, die Aufnahme von Kindern etc. hatte stets mit massivsten Widerständen zu kämpfen: mit den chaotischen Rechts- und Eigentumsverhältnissen, mit der schwierigen Versorgungslage auf dem russischen Land, aber auch mit internen sozialen Problemen einer sich gründenden Lebens- und Arbeitsgemeinschaft. All diese Anstrengungen und Entwicklungen dauern an und bewegen sich vorwärts.

"Lubutka" ist in starkem Maße an der Waldorfpädagogik und an der anthroposophischen Heilpädagogik orientiert. Es ist aber unrealistisch zu sagen, daß dort waldorfpädagogisch nach deutschem Vorbild gearbeitet wird. Die russischen Vorstellungen sind andere und die Verhältnisse mit denen in Deutschland überhaupt nicht zu vergleichen. Es entwickeln sich in Lubutka Familienstrukturen, in denen stets das ältere dem Jüngeren, das Stärkere dem Schwächeren Halt und Richtung gibt. Lerninhalt ist vor allem das Leben: praktische Tätigkeiten, die aus den täglichen Notwendigkeiten hervorgehen, Auseinandersetzung mit der dort noch sehr mächtigen Natur. Dennoch wird natürlich auch unterrichtet - theoretisch sowie auch künstlerisch - und der Aufbau einer Schule auch für die Kinder aus umliegenden Dörfern ist geplant, das Schulgebäude wird bereits errichtet.

Woran fehlt es noch in Lubutka? Zum Einen an Menschen, die eine dauerhafte Verantwortung und Tätigkeit in Lubutka übernehmen wollen und können; sei es im pädagogischen, im landwirtschaftlichen Bereich, sei es in irgendeinem Handwerk. Die Zahl der Kinder, die aufgenommen werden können, hängt entscheidend davon ab, ob sich noch weitere Menschen finden.

Außerdem mangelt es natürlich an Geld - niemand in Lubutka arbeitet gegen Bezahlung, das Geld aus Spenden reicht gerade für die Versorgung mit Lebensmitteln und für den materiellen Aufbau (Gebäude und Maschinen in bescheidenem Umfang). Und eine soziale und kulturelle Einrichtung wie Lubutka ist dabei völlig auf Spenden von außen angewiesen, weil sie nichts produziert und weil der russische Staat keinen Rubel für private soziale Initiativen bezahlt.

Die Aufgabe der Lubutka-Hilfe Deutschland e.V. besteht neben der Vermittlung zwischen hilfsbereiten und interessierten Menschen von hier und der Initiative dort in der Werbung von Spenden und der finanziellen Unterstützung von Lubutka. Bislang geschieht dies durch einen regelmäßigen Betrag von 1500 DM monatlich, sowie gezielte Unterstützung von größeren Investitionen. Damit wir den Menschen in Lubutka diesen regelmäßigen Betrag für ihre Lebensmittelversorgung garantieren und ihn auch einmal erhöhen könnten, suchen wir nach wie vor Menschen, die sich bereiterklären, monatlich einen gewissen Betrag (ab 10 DM) zu spenden; über einen Zeitraum von beispielsweise zwei Jahren. Außerdem sind wir natürlich auch für einmalige Spenden dankbar.

Die Lubutka-Hilfe verschickt ca. viermal im Jahr einen Rundbrief mit Informationen aus Lubutka - an alle Spender und alle anderen Interessierten; von letzteren wird jedoch ein Unkostenbeitrag von 10.- DM erbeten.

Selbstverständlich sind Praktikanten in Lubutka willkommen; außerdem haben wir eine Auslandszivildienststelle eingerichtet, die noch zu besetzen ist.

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