Monino Fotobericht

SOMMERBERICHT 2004

Liebe Freunde und Unterstützer,

seit letztem Brief sind es zwei Jahreszeiten vergangen, so wird dieser Brief aus zwei Teilen bestehen: Frühjahresbericht und Sommerbericht.

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Der vergangene Sommer war eindrucksvoll, von der Stimmung und auch von dem Wetter her. Beides war Kontrasten- und Erlebniss voll, jetzt aber, wenn die Erntezeit schon gekommen, kann man bestehen, der Sommer brachte mehr Früchte als Furchten.

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Diesen Sommer wurden 6 Zeitbetreuten in Monino aufgenommen. Insgesamt fanden es 9 Zweiwochenaufenthalte von Zeitbetreuten statt. Sie wurden von Igor und drei jugendlichen Mitarbeitern (Sonja Starostina, Katja Ghukova und Mitja Leonov) betreut. Für Zweiwochenaufenthalt mussten die Eltern 150 Euro zahlen (für 9 Aufenthalte - 1350 Euro). Das Geld wurde folgenderweise verteilt: Gemeinschaftskasse - 300 Euro, davon 200 Euro sind schon für Autos verwendet, Betreuung - 550 Euro (Betreuer wurden 50 bis 100 Euro in zwei Wochen bezahlt), 500 Euro - Unterhalt, Ausflüge usw.

Herzlicher Dank gilt an Herrn Dr. Prof. Hoffmann. Der Aufenthalt von 3 Betreuten aus der Schule "Svjatoj Georgij" im August wurde nur durch sein Spendebeitrag möglich.

Wir möchten uns auch beim Förderkreis Dorfgemeinschaft und anthroposophischen Arbeitskreis in Mürnau, und Frau Magerstädt personlich, ganz herzlich bedanken für Spendebeitrag, der den Kauf vom neuen Traktor mit einem Schneepflug ermöglicht hat.

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ANNALEN

Juni

Meisten Mitarbeiter haben in diesem Monat Urlaub gemacht. Olga und Mascha mit Tusja, Nikola und Matwej waren auf der Krym. Uljana hat eine Wanderung mit der achten Klasse der Moskauer Waldorfschule unter Leitung von Boris Starostin eben auf der Krym gemacht.

Ab 6 bis 20 Juni haben Igor und Sonja drei Jugendlichen aus der heil-pädagogischen Schule "Svjatoj Georgij" betreut.

Wlad, mithilfe von ersten Sommergäste, machte Landwirtschaft.


Juli

In diesem Monat hatten wir eine neue Zeitbetreutin - Galja. Sie wurde von Katya Ghukova, zwanzigjärigen Eurythmie-Studentin aus Moskau, betreut.

Es wurden viele Vorräter gemacht. Insgesamt haben wir für den Winter in unserem Speicher: 130 Liter Marmelade - Johannesbeere, wilde Erdbeere, Himbeere, Heidelbeere, Äpfel, Steinbeere; 14 Sorten vom Kräutertee; Bonen und Erbsen - getrocknet und tiefgefroren; Gurken, Zucchino, Dill - in Marinade u.a.


August

Wie immer, waren das Jugendlager und Seminar von Sergej Miljutin die grössten Ereignisse vom August.

Heuernte brachte im August 11 Tonen Heu. Das Heu soll jetzt für unsere Tier für 1,5 Jahre reichen.

Ab 14 bis 28 August fand zweiter Besuch von Schüler aus "Svjatoj Georgij" statt. Wie im Juni sie wurden von Igor und Sonja betreut. Dieses Mal waren sie ein Teil des Jugendlagers.

Zum dritten Mal kam nach Monino Ilja. Er blieb 4 Wochen und wurde von Mitja Leonov betreut. Dieses mal hat er selbe Betreuerrolle gespielt - mit Mitja hat er Sonja und Igor geholfen, Schüler aus "Svjatoj Georgij" zu betreuen.

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BERICHTE

Galja

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Diesen Sommer, vom 20 Juli bis 2 August war ich verantwortlich für die zehnjährigen Autistin Galja. Sie kam nach Monino aus Moskau zusammen mit ihrer Mutter Irina.

Galja kann kaum sprechen, versteht dagegen ganz gut. Ab und zu spricht sie einzelne Silben aus, die ganze Wörter bedeuten sollen. Infolge früherer Pubertatskrise hat Galja regelmässige Anschläge der Agression, die auf die Gegenstände, Menschen, aber auch sie selbst gezielt sind. Sie schmeisst die Sachen herum, beißt, schlägt, reißt die Haare usw. Seit zwei Jahren bekommt sie starke Neuroleptike, da die Eltern mit ihr sonst nicht mehr zu Recht kommen. In Moskau besucht Galja zwei Mal in Woche staatliche Bechindertenschule. Da ist sie die einzige Autistin, sonstige Schüler haben bloss Lernstörung (Oligofrenie der sovjetischen Terminologie nach), und die Lehrer wissen nicht, was sie mit so einem Kind anfangen sollen. Bis vor einem Jahr besuchte sie ausser der Schule eine Kindergruppe im Heil-pädagogischen Zentrum (HPZ), jetzt heil-pädagogische Schule "Turmalin".

In Monino habe ich mit Galja Kräuter für den Winter gesammelt, im Stall und im Garten gearbeitet, Essen gekocht.

Mascha oder ich haben eine tägliche Malstunde mit Galja gemacht.

Den grössten Eindruck hat auf Galja der Wald gemacht. Sie konnte stundenlang dort spazierengehen.

Gewöhnlich hatte Galja täglich gegen Mittag Wutanschläge. Mit anderen Kindern kam sie selten zu Recht - als Zeichen der Aufmerksamkeit schlug sie sie oder rieß die Haare.

Der Aufenthalt in Monino war genau so wichtig für Galja wie für ihre Mutter. Sie wurden in einer Gemeinschaft aufgenommen, wo sie nicht komisch wirken und sich nicht Aussenseiter fühlen. Galja konnte bald alle Namen auswendig orientierte sich ganz gut im Dorf und in der Umgebung. Ihrer Mutter wurde es nach einer Woche nicht so peinlich, wenn Galja sich "komisch" benahm - in Moskau kann sie nicht mit Galja öffentliches Verkehr benutzen, da Galja andere Fahrgäste stört.

Irina hat mit uns schon nächste Besüche geplant. Ich hoffe, dass in der Zukunft Galja für länger nach Monino kommen kann.

Katya Shukova


Lager

Jugendlager sollte vom 1 bis 29 August laufen. Das ganze Jahr vorher planten und vorbereiteten wir das Lager. In der Tatsache verlief er aber spontan.

Am Ende Frühling erhielten wir von Moninos Bewohner eine Liste, was es im Sommer zu tun gibt. Einzeln oder gruppenweise konnten wir eine oder mehrere Aufgaben wählen. So klappte es, dass jeder, ausser gemeinsamer Arbeit, eine eigene hatte, für die er verantwortlich war.

Man kam Tage und Wochen nach dem Lager offizial angefangen hat. Insgesamt waren es 50 Teilnehmer.

Erste Woche wurde der Heuernte gewidmet. Da war das ganze Dorf im Feld.

Diesen Sommer gab es gute Ernte von Beeren und wilde Äpfel im Wald, so haben wir Marmelade für den Winter gekocht.

Wie immer gab es jugendliche, aber auch erwachsene Gäste, die Hilfe und Aufmerksamkeit von den anderen brauchten. Dank der besonderen Stimmung, die eine Kennzeichnung von Monino ist, fing das Lager sofort wie ein Körper leben und jeder war ein Teil davon, unabhängig von den persönlichen Besonderheiten und Behinderungen. Es lie&sz; sich nur selten nachahnen, dass einer nicht selbstständiges Leben ausserhalb Monino führt.

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Sommeressecke. Warten auf das Essen...

So war es im Lager Ilja, der schon im Winter und Frühling als Zeitbetreute in Monino lebte. Mit Mitja Leonov bauten sie das Jugendhäuschen vertig. Am 14 August kamen es 3 Jugendliche aus "Svjatoj Georgij". Es war sogar eine Woche lang ein 65-jähriger Mann da.

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Vormittags arbeiteten wir, nachmittags fand das Kulturleben statt. Um 16.00 wurde es getanzt und gespielt, danach war Seminar mit dem Thema "Märchen", nach dem Abendbrot sammelten wir uns am Feuerlage machten Musik und sangen Lieder.

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Was besonderes war - es wurde viel Orchester gemacht und es sind 6 Schauspiele (Puppen, Kinderspiel, Betreutenspiel und drei im Laufe vom Seminar) stattgefunden!

Betreutenauffürung: Dima G. Und Olja - Zar und Prinzessin (links), Dima S. - der Dumme Ivan (rechts)

Jetzt ist das Lager vorbei, wir speichern die positive und negative Erfahrung für das nächste Lager, planen es, und laden Euch alle, sowohl jung als auch alt, teilzunehmen.

Vera Leonova


Ilja

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Dies Mal war Ilja zum ersten Mal in Monino im Sommer. Er hat vielen neuen Leuten, auch Behinderten, und Aufgaben begegnet.

Gegenüber seinem ersten Besuch im Februar ist er gesellig und kontaktfreudig geworden. Er ist leich zu beeinflussen. Von seinen Gesprechspartnern übernihmt er sofort Art vom sprechen, Geste, Ausdrücke.

Am Anfang wusste Ilja nicht wie er mit den Behinderten umgehen soll. Er ging den Betreuten aus "Svjatoj Georgij" aus dem Wege, vermied sie. Nach einer Zeitweile gewohnte er, fing an mit innen gönnerhaft zu sprechen und für sie sorgen. Er half innen sich anziehen und ihre Arbeit leisten. Seine Hauptbeschäftigung war Bauen vom Jugendhäuschen. Er machte es mit grossem Eifer, da er sich für den Bau verantwortlich fühlte. Auf der Baustelle hat Ilja viel gelernt: hammern, segen, mit der Axt umgehen. Mit den Schüler aus "Svjatoj Georgij" und Sonja hat er Küchendienst gemacht.

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Olja, Ilja und Mitja am Dach vom Jugendhäuschen

Jeden Abend hat er Gitarestunde mit Wlad gehabt. Er spielte Gitare gern, nützte jede Pause um zu üben, und fing sogar an zu singen. Wie im Frühjahr hat Ilja jeden Tag Reitstunde gehabt. Mit Mühe lernte Ilja selbst um seine Sachen kümmern: waschen und trocknen. Ein Paar Tage vor der Heimfahrt hat er alle seine Sachen ordentlich gewaschen und in eine grosse Tasche gelegt. Dann hat er mich gefragt: "kann ich die Sachen hier lassen? Ich werde doch bald wieder kommen und sie brauchen!".

Mitja Leonov


Uljana

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Ab Mitte Juni war Uljana einen Monat lang auf der Krym. Sie hat in einer Wanderung, die von Boris Starostin geleitet wurde, teilgenommen. Wir hatten viel Sorgen, nach einem Jahr stilles Leben in Monino machte sie sich zum ersten mal auf so einen langen und weiteren Weg. Sie hat aber die Prüfung ausgehalten und kehrte am 12. Juli zurück nach Monino. Ende Juli nahm sie in Moskau an einem wöchentlichen Einfürungskursus für Reibungsmassage, von Edelgard Grossebrauckmann geleitet, teil. Im August hat sie sich am periodischen Seminar für Waldorfkindergärterin in Moskau beworben. Jetzt wird sie vier mal im Jahr jeweils für zwei - drei Wochen nach Moskau zum Studieren fahren.

Mischa Starostin


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Kindergeburtstag

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NACHWORT

Wir sind im Not!

Das müssen wir leider bestehen. Ab dem kommenden Herbst sind wir 12 ständige Dorfbewohner, davon 6 Kinder und Betreuten und 6 Erwachsene. Dazu kommen durchschnitlich 1 bis 10 Zeitbetreuten und Freihelfer die im Laufe des Jahres ständig in Monino sind. Zum Leben haben die ständige Dorfbewohner ca. 350 Euro monatlich (Zeitbetreute und Zeithelfer finansieren ihren aufenthalt eigenständig): 150 Euro von Lubutka-Hilfe, ca. 75 Euro Staatlichen Renten und Kindergelder, ca. 75 Euro, die für die Zeitbetreuten bezahlt werden (im Herbst - Winter können wir weniger verdienen als im Frühjahr - Sommer) und ca. 50 Euro, die unsere Freunde in Moskau zusammenlegen. Aus dem Geld müssen wir unseren Haushalt unterhalten - zwei Autos und den Traktor reparieren und versorgen, Strom, Telefon, Nahrungsmitteln, Kleidung, Medikamente, Fahrten usw. Um in Monino arbeiten dürfen müssen wir ständig ausreisen und unser Geld ausserhalb Monino verdienen. 2 oder 3 Mitarbeiter sind immer weg und die Dagebliebenen sind immer überlastet. Überlebensminimum liegt bei uns etwa an 80 Euro pro Person (in Moskau - 300 Euro). Das heisst um fällende 500 - 600 Euro zu verdienen müssen ein Paar von uns regelmässig nach Moskau oder Deutschland fahren.

Keine Dorfgemeinschat für Behinderte kann ohne Spendegeld existieren. Wir hoffen aber diese Abhängigkeit vermindern können. Innerhalb nächster Jahre haben wir vor eine Werkstatt aufzubauen um eigene Waaren in Moskau zu verkaufen. In dieser Werkstatt werden Behinderte aus Moskau nach dem Abschluss der Heilpädagogischen Schule längere Integrationspraktika machen können. Ausserdem haben wir gerade Möglichkeit 13,6 ha um Monino herum zu erwerben. Der Preis beträgt 5000 Euro, grösster Teil davon - Steuern und Amtskosten. Für weitere 4000 Euro hätten wir noch ein Grundstück 13,6 ha kaufern. In der Zukunft kann der Grundstück auch eine gute materialle Grundlage werden. Es soll auch eine sinvolle Investition sein, da die Grundstücke am Ufer der Simonskoje und Gluchoje-Seen liegen und schon bald dreifach kosten werden. So kostet 1 ha neben anderen Seen in unserer Umgebung schon 2000 - 10000 Euro. Übrigens "Sosenki" - andere Seite von Simonskoje-See (der grosse See am Fusse des Moninos-Hügel) ist schon gekauft worden und wird den Turisten vermietet.

Liebe Freunde! Ein kleines, aber regelmässiges Beitrag aufs Konto von Lubutka-Hilfe, würde uns helfen die Übergangsfase vom Idealismus zum Kapitalismus nicht so schmerzhaft erleben und gar überleben.

Mischa Starostin
Moskau, im September 2004

S. a. den Brief von Mischa (Sept. 2004)

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