Monino Fotobericht

Sommer 2004

Diesen Sommer haben wir zwei Mal, jeweils drei Kinder aus der heil-pädagogischen Schule "Svjatoj Georgij" ("Heiliger Georg") aus Moskau aufgenommen. Hier finden Sie ein Bericht von den Moninos Mitarbeitern, die mit den Kindern gelebt und die betreut haben.

Ein besonder Dank gilt für Herrn Dr. R. Hoffmann. Ohne seine finanzielle Unterstützung würde die zweite Fahrt im August nicht möglich.

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Erster Aufenthalt von Kindern und Jugendlichen aus der Schule "Heiliger Georg"
6. bis 20. Juni 2004

Wer wir sind.

Zhenja Vinogradowa. Down Syndrom. 1988 geboren. Persönliche Merkmale: Schwierigkeiten bei der Kontaktaufnahme mit unbekannten Menschen; wenn ein Kontakt zustande kommt, zeichnet er sich durch Beständigkeit und Tiefe aus; Verletzlichkeit; stereotype Verhaltensweisen; Es herrscht eine gedruckte Grundstimmung vor; in der Gruppe strebt sie nach der 'Anführerposition'; es fällt ihr schwer, sich unterzuordnen; Aufgaben, die ihr nicht gefallen, kommt sie nicht nach; zum Selbstschutz demonstriert sie Negativ-Verhalten. Sie verfügt über viele praktische Kenntnisse und Fähigkeiten: Nahen, Kochen, Waschen, Aufräumen. Sie befindet sich in einer starken, psychologischen Abhängigkeit von ihrer Mutter; die Beziehung zu ihrer Mutter hat Formen, die ihrem Altern nicht entsprechen. Sie betätigt sich gerne im Haushalt und mit Handarbeit.

Olja Tschulkowa. Oligophrenie. 1987 geboren. Persönliche Merkmale: übermäßige Leichtigkeit bei der Aufnahme von sozialen Kontakten, die Kontakte sind oberflächlich und infantil; sie ist gutmütig und wohlwollend, ergreift nicht die Initiative, ordnet sich leicht unter; verfügt über wenig praktische Fähigkeiten, hat Schwierigkeiten, sich selbst zu versorgen. Sie kann sich schlecht orientieren. Diese Probleme haben vor allem erzieherische Grundlage, da sich das Verhältnis zu den Eltern durch übermäßige Obhut auszeichnet. Sie hat Konzentrationsschwache. Für die Erfüllung jeder beliebigen Aufgabe oder Arbeit benötigt sie eine schrittweise Anleitung. Die Ergebnisse der Arbeit kann sie nicht adäquat beurteilen.

Dima Gorochowski. Oligophrenie im Stadium der Schwachsinnigkeit, Schwerhörigkeit des zweiten Grades, vegetativ-vaskularer Parakzismus. 1987 geboren. Wohlwollend, folgsam, friedlich. Er ist es gewohnt, bei Erwachsenen erst nach der Erlaubnis für eine Handlung zu fragen (verbal oder mit Blicken); Er ergreift fast nie selbst die Initiative, befolgt nur die Anweisungen anderer; er verfügt nicht über Sprache und hört über ein Hörgerät. Braucht in starkem Masse Kommunikation und sozialen Umgang. Die Kommunikation besteht aus dem Zeigen von symbolischen, stereotypen Formen in Wechselwirkung mit viel taktilem Kontakt. Er zieht es vor, mit Menschen seines Geschlechtes umzugehen. Er hat Schwierigkeiten in der Feinmotorik. Er verfügt über ein gutes Gedächtnis. Gemeinsame Arbeiten erfüllen ihn mit Befriedigung, auf die Resultate ist er stolz.

Was wir gemacht haben. Tagesrhythmus.

Die erste Tageshälfte konnte man die "arbeitsame" nennen. Wir haben landwirtschaftliche Arbeiten gemacht. In zwei Wochen lernten wir die verschiedenen Aspekte des ländlichen Lebens mit den Tieren und Pflanzen kennen. Wir nahmen beim Melken und Filtern der Milch teil, nahmen den Rahmen von der Milch ab, stellten ihn an einen warmen Ort, um saure Sahne zu bekommen, und aus der entrahmten Milch machten wir Quark.

Im Garten haben wird vollständige Vorbereitung der Erde, das Säen von Samen, Jäten, Gießen und Ernten (von Kresse) gemacht. Außerdem haben wir im Wald gearbeitet: wir säuberten den Wald von vertrockneten Ästen, befreiten Baumstämme von Moos und pflanzten neue Baume im Dorf. Die erste Tageshälfte arbeiteten wir in der Küche: wir kochten das Mittagessen, deckten den Tisch und spülten das Geschirr.

In der zweiten Tageshälfte beschäftigten wir uns mit Handarbeit und malten, lernten reiten und gingen in die Banja (russische Sauna und Waschhaus). Eine wichtige Rolle haben Bewegungsspiele im Freien gespielt, an denen alle Bewohner Moninos teilnahmen.

Der erste Aufenthalt in Monino ist immer schwierig. Man muss sich an einen unbekannten Ort und an neue Leute gewöhnen. Die schwierigste und längste Eingewöhnungsphase hat Zhenja durchlebt, bei Olja ging es leichter und bei Dima war so eine Phase gar nicht bemerkbar. Für die Madchen hat sich eine Aufenthaltsdauer von zwei Wochen als optimal erwiesen, Dima hatte leicht auch noch langer bleiben können.

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Zweiter Aufenthalt.
14 - 28 August 2004.

Wie im Juni bestand die Gruppe aus drei Kinder. Es kamen Dima G. Und Olja, die schon im Juni waren, und neuer Junge - Dima Senin.

Dima Senin. Down-Syndrom, Oligophrenie im Stadium der Schwachsinnigkeit. 1988 geboren. Persönliche Merkmale: erhöhte motorische und verbale Aktivität, Erregtheit; bei jeder Betätigung strebt er nach der dominierenden Position, kann Misserfolge und Kritik von außen nur schwer ertragen; seine Handlungen zeichnen sich durch ein langsames Tempo aber genaue Ausführung aus; Konzentrationsschwache; auffälliges Verhalten, das oft negative Formen annimmt. Gutes Gedächtnis. Kann aggressiv sein.

Der zweite Aufenthalt unterschied sich maßgeblich vom ersten. Im Juni spielte sich unser Leben in einem engen Kreis von Menschen ab und hatte daher eher familiären Charakter, beim zweiten Aufenthalt waren wir Teil eines umtriebigen Gemeinschaftslebens, an dem wir aktiv teilnahmen. Aus dem Grunde war auch der Inhalt unserer Arbeit ein anderer, die hauptsächlich zugunsten des Gemeinschaftslebens war. Die Arbeit der ersten Tageshälfte bestand aus dem Vorbereiten von Brennholz im Wald für die Gemeinschaftsküche. Hier arbeiteten wir mit der Säge, mit der Axt, wir beobachteten, wie die Betreuer trockene Bäume fällten, zersägten und die Klotze auf den Traktor luden. Dreimal in der Woche hatten wir Dienst in der 'Sommerküche' im Freien: wir kochten das Mittagessen, deckten den Tisch, verteilten das Essen und spülten das Geschirr.

In der zweiten Tageshälfte, dreimal pro Woche, führte Mascha Malstunden mit flüssiger Farbe durch. Die ganze zweite Woche beschäftigten wir uns nach dem Mittagessen mit Märchen: Lesen, Erzählen, Malen und szenische Darstellung.

Sehr viel Zeit verbrachten wir im Freien und im Wald: wir sammelten wilde Äpfel und Beeren, kochten Kompott und Marmelade. Wie im Juni, spielten wir viele Bewegungsspiele, die eine große soziale Bedeutung entfalteten.

Außerdem veranstalteten wir jeden Tag Volkstänze mit einem richtigen Orchester. Im Gro&azlig;en und Ganzen, hatten wir im August durch die vielen Gäste ein reicheres soziokulturelles Leben: Theaterstücke, Lagerfeuer mit Singen, Spiele, Tänze, gemeinsame Ausflüge.

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Wir haben einige Veränderungen im Verhalten der Kinder bei ihrem zweiten Aufenthalt in Monino festgestellt. Beim zweiten Mal kamen die Kinder bereits mit großer Freude an, und die Eingewöhnungsphase hat sich bei ihnen (außer bei Dima Senin) auf ein Minimum reduziert.

In Monino haben die Betreuten viele neue praktische Fertigkeiten gelernt: sie lernten mit dem Kuchenmesser zu schneiden, mit der Reibe umzugehen, Teig zu kneten, Holz zu sägen. Dima Senin übte mit der Axt umzugehen. Olja ist selbstständiger geworden, lernte sich das Haar selbst zu kämmen und sich selbst zu waschen, und mit dem Besen zu fegen. In ihren Tätigkeiten wurde sie konzentrierter, sorgsamer und aktiver.

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Starke Veränderungen vollzogen sich bei Dima Gorochowski. Im Juni sprach er kein einziges Wort. Nachdem er sich einmal eingewohnt hatte, begann er einzelne Worte zu sprechen und sogar einfache Wortverbindungen und sein Wortschatz wurde zunehmend reicher. Er war ständig aktiv, fröhlich, freute sich über jede Beschäftigung, Arbeit und einfach über andere Menschen. Beim ersten Besuch zeigte er keine Initiative, beim zweiten Aufenthalt wurde er viel eigenständiger. Er ging zur Quelle zum Wasserholen, bot seine Hilfe in der Küche an, legte Feuerholz nach und räumte auf. Besondere Freude machte Dima der Kontakt zu anderen Menschen.

Dima Senin führte am Ende der zweiten Woche seinen Teil der Gemeinschaftsarbeiten strebsam aus und hat fast ganz aufgehört, Tätigkeiten abzulehnen, die ihm am Anfang seines Aufenthaltes nicht gefallen haben, wie die Arbeit im Wald, in der Küche etc.

Ganz besondere Bedeutung hatte die Beteiligung am kulturellen Programm (Spiele, Tänze, Theaterstücke) für die Betreuten. Kaum zu überschätzen ist der Wert von so einem dichten Kontakt und Austausch mit gesunden Menschen für die Betreuten. Die meisten von ihnen kehren in ein Moskau zurück, in dem sie entweder in einem engen Kreis von Verwandten leben, oder von anderen Kindern umgeben sind, bei denen sich wie bei ihnen, Stereotype Verhaltensmuster festgesetzt haben. Aus diesem Grunde haben die Betreuten in Monino zweifelsohne eine wichtige soziale Erfahrung gemacht.

Sonja Starostina, Igor Worotnikov.

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